Johann Daniel Mylius, Iatrochemiker,
Theologe, Musiker,
* 1585 Gemünden/Wohra (Hessen),
† nach 1628. (evangelisch)
Genealogie
V
Johannes (Molitor) († 1584),
Schulmeister, später Diaconus in Wetter (Hessen), seit 1576
Pfarrer in
Gemünden/Wohra, S d. N. N. Molitor,
Müller in d. Walkmühle in Wetter; M
Catharina Happel († n. 1608); Ov →Johannes
Siegfried (Walkemüller, Molitor) († um
1584), Pfarrer in Viermünden, Friedrich (Molitor)
(† 1584), Präzeptor im
Pädagogium in Marburg, Pfarrer in Wetter, später in
Wächtersbach (⚭ Charitas, T
d. →Conrad
Matthaeus,
1519–80, Dr. iur., Prof. d. Rhetorik u. Univ.syndikus in
Marburg,|s. ADB
23); B Franz, Kastner in Haina; Schw
Susanne (⚭ Johannes Hartmann, 1568–1631, Prof. d. Math.,
später d. Chemiatrie
in Marburg, s. NDB
VII); - ⚭
Frankfurt/Main 1606 Maria, T d.
Bäckermeisters Bernhard Marxheim; 2 S.
,
Leben
1596
am Marburger Pädagogium immatrikuliert, dürfte M.
dort Gymnasium und
philosophische Fakultät durchlaufen haben. 1606 erhielt er das
Frankfurter
Bürgerrecht und war zunächst als Korrektor im
Buchgewerbe sowie als Hauslehrer
tätig. Wann er seine medizinischen und theologischen Studien
begann, ist ungewiß.
Verbürgt sind Aufenthalte in Gießen, wo er 1612 als
„chymiatriae studiosus“ mit
landgräflicher Erlaubnis und Unterstützung chemische
Übungen durchführte, sowie
in Marburg, wo er 1613/14 und 1616 Stipendiatenmaior der Mediziner war,
unter
dem Vorsitz des Professors für Anatomie und Chirurgie Heinrich
Petraeus
(1589–1620) zwei Disputationen absolvierte und, wohl 1616,
mit Thesen „de
diarrhoea“ bei demselben das Lizentiat, also die Erlaubnis
zur ärztlichen
Praxis erwarb. Im September 1616 edierte er für den
Frankfurter Verleger Lukas
Jennis, der in der Folgezeit die meisten Werke M.s herausbrachte, den
„Iatrochymicus“ des Schotten Duncan Bornett. Sowohl
diesen wie auch seinen 1628
bei Jennis erschienenen Traktat „Anatomia auri“
widmete M. dem Frankfurter Stadtschultheißen
Johann Martin Baur v. Eysseneck (1577–1634). Dem Rat der
Stadt Frankfurt sind
zwei weitere seiner Schriften gewidmet, „Opus
medico-chymicum“ (1618-30) und
„Antidotarium medico-chymicum reformatum“ (1620).
1618 wurden ihm von der Stadt
16 Gulden jährlich dafür bewilligt, daß er
sonntags in der Barfüßerkirche die
Laute spielte. Daß er 1626 um eine Erhöhung dieses
Salärs ersuchte, ist ein
weiteres Indiz dafür, daß M. in Frankfurt seinen
eigentlichen Lebensmittelpunkt
hatte, auch wenn er sich 1622/23 für längere Zeit am
Hof Landgf. Moritz' des
Gelehrten in Kassel aufhielt, um in dessen Auftrag eine Reihe
alchemischer
Experimente durchzuführen. Belege für eine andauernde
Verbindung zum Kasseler
Hof fehlen indes ebenso wie Hinweise auf Ort und Zeitpunkt der
Verleihung des
medizinischen Doktorgrades, den M. sich in seinen beiden letzten
Veröffentlichungen beilegt.
Danach
verliert sich die Spur dieses vielseitigen Gelehrten, der nicht nur als
Autor
alchemischer und medizinisch-pharmazeutischer Fachschriften, sondern
auch als
Verfasser eines theologischen Werkes und Kompilator einer
umfänglichen Sammlung
von Lautenstücken hervortrat.
Werke
Weitere W u. a. Christl. ref. Theologia,
1621; Thesaurus gratiarum, 1622 (u. ö.); Philosophia
Reformata, 1622 (engl.
Teilübers. v. P. Tahil, hrsg. v. A. McLean, 1984);
Pharmacopoea Spagyrica,
1628. – Hs. Abhh. u. Briefe: Bibl. d.
Gesamthochschule Kassel.
Literatur
J. C. Mylius, Gesch. d. Fam. Mylius, 1895, S.
168 f.; C. Valentin, Gesch.
d. Musik in Frankfurt a. M., 1906, S. 121 f.; J. Ferguson, Bibliotheca
Chemica
II, 21906, S. 120 f. (W, L); J.
Read, Prelude to Chemistry, 31961, S. 260 ff.; D. Duveen, Bibliotheca
Chemica, 21965, S. 419-21 (W); J.
Telle, Sol u. Luna, 1980, S. 64 ff., 113 f.;
S. Klossowski de Rola, The Golden Game, 1988, S. 133 ff., 167 ff., 198
ff.; B.
T. Moran, The Alchemical World of the German Court, 1991, S. 111-14; H.
Hild,
Das Stammbuch d. Medicus, Alchemisten u. Poeten D. Stolcius, Diss. TU
München 1991, S. 56, 187 f., 262;
BLÄ;
MGG
IX; New
Grove.
,
Portraits
Kupf. in: Opus medico-chymicum, 1618 (s. o.).
Autor
Ulrich Neumann
Empfohlene
Zitierweise
Neumann,
Ulrich, „Mylius, Johannes Daniel“, in: Neue
Deutsche Biographie 18 (1997), S.
667-668 [Onlinefassung]; URL:
http://www.deutsche-biographie.de/pnd115532455.html
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