Einleitung
Stadtplan
Stiftskirche
Stadtmauer
Rathaus
Bürgerhäuser
Amtsgericht
Gasthäuser
Mühlen
Gewerbebetriebe
Sehenswertes
Grenzegang
Eisenbahn
Wetteraner
Bote
Biographien
Johannes
Dryander
Johann Daniel
Mylius
Johannes Pincier
Johann
Jacob Plitt
Hermann Vultejus
Justus Vultejus
Willy Waldapfel
Oskar Winneberger
Stadtteile
Literatur
Quellen
Bildnachweis
Links
Kontakt
|
 |
Pincier-Haus, No. 7
|
|
Johannes Pincier
Johannes
P., Dr. med., geboren zu Wetter 1556, † am
6.
März 1624 zu Marburg. Seine Vorfahren waren schon lange in
dem hessischen Städtchen Wetter ansässig. Der Familie
P. gehörte an der Theologe Johannes P., geboren 1521,
† 1591, welcher mit Bucer
in Straßburg befreundet war und sich durch einige
theologische Schriften bekannt gemacht hat: die „Scripta
eucharistica“, erschienen nach seinem Tode, Herborn 1594.
Seine Gemahlin war eine Tochter des Marburger Professors Dryander,
seine Tochter die Gemahlin Sylburgs.
– Derselben Familie gehörte ein zweiter Johann
P.
an, welcher als hessischer Rath und Amtmann im J. 1592, 54 Jahre alt,
starb. Sein Leben erzählen die lateinischen Verse auf seinem
Grabmal zu Eppstein: nachdem er seine Studien zu Straßburg
beendet und in Frankreich promovirt hatte, bereiste er Italien,
Spanien, Frankreich, England und die Niederlande, folgte dann einem
Rufe nach Marburg und erhielt nach fünf Jahren die Stelle
eines Amtmanns zu Eppstein, wo er starb. Das Staatsarchiv zu Wiesbaden
besitzt noch jetzt werthvolle Aufzeichnungen des tüchtigen
Beamten. – Ein Neffe von ihm ist der zuerst genannte Medicus
und Naturforscher Johannes P. Derselbe erhielt seine Bildung auf der
damals blühenden Schule zu Wetter, welche ihn mit stets
bleibender Liebe zum Alterthum und den alten Sprachen
erfüllte, studirte dann zu Marburg und Heidelberg Medicin und
Naturwissenschaften. Um sich in der Fremde umzuthun, reiste er nach
absolvirten Studien nach Polen, wo er vielleicht als Arzt eines
polnischen Magnaten mehrere Jahre blieb. Im J. 1581 kehrte er
zurück, um sofort den Weg nach Italien anzutreten, besuchte
unterwegs zu Kornburg den Decan Neustetter gen. Sturmer,
welcher den kenntnißreichen gewandten jungen Mann mit Geld
und Empfehlungrn versah, in Nürnberg den berühmten Joachim Camerarius,
in Schwaben den armlosen Thomas Schwaiker, der mit den
Füßen schrieb. Im J. 1582 kehrte er aus Italien
zurück, promovirte in Basel und ließ sich
zunächst in Marburg nieder, von wo ihn der Graf
Johann von Nassau-Dillenburg
an die eben gegründete hohe Schule zu Herborn berief 1584 und
zugleich zu seinem Leibarzte ernannte; auch durfte er dieses Amt bei
dem Grafen von Solms-Braunfels bekleiden. Im J. 1594 siedelte er einer
Epidemie wegen mit den meisten Professoren nach Siegen über,
doch konnten diese bald wieder nach Herborn zurückkehren. Bei
den Studenten war er wegen seines anregenden Vortrags beliebt; in
seinen wissenschaftlichen Arbeiten zeigt er scharfe Beobachtung der
Natur und gewandte Darstellung; er übte sich auch noch in der
Kunst, lateinische Verse zu machen. Dreimal war er Rector der hohen
Schule, 1591, 1594 und 1603. Im J. 1607 siedelte er über oder
folgte er einem Rufe an die [149]
Universität zu Marburg, welcher er wenigstens in seinen
letzten Lebensjahren angehörte.
- Strieder, Hess.
Gel. XI. S. 91. – Vogel, Nass. Taschenbuch, S. 21. 81.
– F. W. Schellenberg, Die Gelehrten-Familie Pincier, Allg.
Nass. Schulblatt 1856, S. 321 f. – Klost, ebenda S. 253 ff.
– A. Nebe, ebenda 1865, S. 161 – In Betr. der
Schriften, welche Nebe und Strieder verzeichnen, s. auch v. d. Linde.
Die Nassauer Drucke, Herborn Nr. 1264 ff., 2006 f. Die bedeutendsten
sind: „Otium Marpurgense“,
Herb.
1614, 656 S., enthaltend eine Beschreibung des menschlichen
Körpers in Versen, „Aenignatum
libb. III. cum solutionibus“, Herb.
1605, 395 S.
F. Otto
Artikel
„Pincier, Johannes“ von Friedrich Otto in: Allgemeine
Deutsche Biographie,
herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 148–149.
|
|
|