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Joseph Berberich - Margarethe Pfuhl |
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"Die Familie Berberich war
neben den
Familien Hirschmann und Waller eine der tragenden
Säulen der
jüdischen Gemeinde.
Sie hat
wesentlich zum Gelingen des Synagogenbaus beigetragen. Prof.
Dr.
med. Berberich hielt 1926 bei der Hundertjahrfeier der
Synagoge
den Festvortrag. Dort schrieb er zum Verhältnis
von Juden
und Christen: "Die Beziehungen zwischen Juden und
der
vornehmlich aus Katholiken bestehenden christlichen
Gemeinde
sind
als ausgezeichnet zu betrachten...".(1)
Seine Lebensgeschichte soll im Folgenden vorgestellt werden: "Joseph Berberich wurde am 20. Mai 1897 als Sohn des Maklers und Händlers Moses Berberich und seiner Ehefrau Rosa, geb. Spiegel, geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1914 begann er das Medizinstudium an der Universität Frankfurt. Im Ersten Weltkrieg war er zuerst Kriegsfreiwilliger, dann als Hilfsarzt in Großauheim und Frankfurt tätig.(2) 1919 legte er in Frankfurt sein Staatsexamen ab. Für ein Jahr absolvierte er ein Praktikum am Rudolf- Virchow-Krankenhaus in Berlin. Von dort kehrte er im Januar 1921 nach Frankfurt am Main zurück. Der Ort wurde zum Zentrum seines medizinischen Wirkens für die kommenden siebzehn Jahre. Im April 1921 erhielt er die
endgültige Approbation
zum
Arzt. In den Jahren 1921-1924 arbeitete er am Pathologischen
Institut der Frankfurter Universität. Zum 1. April
1924 wechselte er als Assistenzarzt in die Hals-Nasen-Ohren-Abteilung
der Universitätsklinik
Frankfurt am Main. Aufgrund seiner hervorragenden
wissenschaftlichen Arbeit und seiner zahlreichen
wissenschaftlichen Veröffentlichungen erhielt er
1926
den Titel Privatdozent und 1927 die Lehrbefugnis für
Ohrenheilkunde und Rhinologie. Bereits damals forschte er
nach Ersatzmöglichkeiten für das
menschliche
Trommelfell. Vor ihm lag eine Bilderbuchkarriere als Arzt und
Wissenschaftler. 1929 erfolgte seine Ernennung zum
Oberarzt, 1931 die außerordentliche Professur. Das
Städtische Krankenhaus Berlin- Neukölln
wählte ihn im September 1932 zum Direktor der
Hals-Nasen-Ohren-Abteilung. Er hat diese Stelle nicht
realisiert, da parallel dazu Verhandlungen liefen, die ihm
die Leitung einer Universitätsklinik
ermöglicht
hätten. Noch im Januar 1933 bot ihm die
Universität Bonn eine ordentliche Professur an. Doch
der Nationalsozialismus vernichtete die vielversprechenden
Zukunftsaussichten. Am 6. April 1933 wurde Professor Dr. med.
Joseph Berberich durch einen Pfleger entlassen. Offiziell
wurde seine
Kündigung durch ein Schreiben des
Magistrats-Personaldezernenten vom 6. April 1933 zum 30.
September 1933 wirksam. Als offizieller
Kündigungsgrund wurden "unumgängliche
Ersparnisse der Personalausgaben" angegeben,
tatsächlich handelte es sich um eine fristlose
Kündigung aus rassischen Gründen
gemäß
NS-Ideologie, die ihm nur eine Stunde Zeit gab, seinen
Arbeitsplatz zu verlassen. Am 7. April 1933 wurde ihm auf der
Grundlage des Paragraphen 3 des Gesetzes über die
Wiederherstellung des Berufsbeamtentums seine Lehrbefugnis
aberkannt.
Finanziell hielt er sich und
seine Frau Margarethe, geb.
Pfuhl aus Frankenberg, mit einer eigenen Praxis in der
Bockenheimer Anlage über Wasser, allerdings blieb
ihm die Zulassung als Kassenarzt
versagt.
International war seine medizinische und wissenschaftliche Reputation ungebrochen, so bot ihm die Universität Istanbul 1935 und 1936 eine ordentliche Professur an. Aber dieses Angebot ließ sich nicht realisieren, da die Nationalsozialisten ihm 1936 den Professorentitel aberkannten. Per Verordnung vom 25. Juli 1938 wurde ihm, dem Arzt jüdischen Glaubens, zum 1. Oktober 1938 die Approbation entzogen. Dies bedeutete die Schließung seiner Praxis und den Verlust seiner Existenz. Im November 1938 hielt er sich in Großbritannien auf. Dort bestärkte ihn die Berichterstattung über den Novemberpogrom, nicht nach Deutschland zurückzukehren. Bis zu seiner Auswanderung in die USA im Februar 1940 arbeitete er wissenschaftlich an einem Krankenhaus in Großbritannien. Privatleute unterstützten ihn in dieser Zeit finanziell. In den USA wurden seine medizinischen Examina nicht anerkannt. Er mußte sie erneut ablegen. Dank seiner hervorragenden Fachkenntnisse gelang ihm dies binnen eines Jahres. Im Juni 1941 konnte er eine eigene Praxis in New York eröffnen, wo er sich in weiten Kreisen großen Ansehens als Hals-Nasen-Ohren-Spezialist erfreute. Parallel dazu arbeitete er unentgeltlich im Mt. Sinai Hospital in New York. Der in Deutschland erarbeitete
Besitz von Margarethe und
Joseph Berberich wurde von der Naziregierung beschlagnahmt.
Die Gestapo veräußerte die zuvor
beschlagnahmten
Möbel und den Hausrat. Rechtsgrundlage dazu bildete
die NS-Verordnung vom 3. Dezember 1938
über den Einsatz jüdischen
Vermögens. Sie sah dessen
Zwangsveräußerung vor. Das Barvermögen
floß in Form der
Reichsfluchtsteuer, der Einkommensteuer und der als Folge des
Novemberpogroms als "Sühneleistung der Juden"
deklarierten existenzgefährdenden Zwangsabgabe
über die Finanzkasse der Stadt Frankfurt am Main dem
Reichsetat und somit ab September 1939 der Kriegskasse zu. Hinzu
kamen noch die Erlöse aus
dem beschlagnahmten Schmuck.
Nach dem Ende der Naziherrschaft wurde Margarethe und Joseph Berberich der materielle Schaden soweit möglich ersetzt. Die berufliche Rehabilitation erfolgte durch die erneute Zuerkennung des Titels Professor. Nicht wieder gutzumachen war
die Ermordung seiner Schwester
Klara Freund durch die Nationalsozialisten sowie das Wissen,
um eine glänzende Karriere als Arzt und Wissenschaftler
betrogen worden zu
sein.(3)
Prof. Dr. med. Joseph Berberich starb am 3. Juni 1969 im Alter von 72 Jahren in New York/USA. Gemäß seinem Wunsch wurde seine Urne nach Frankfurt am Main überführt und dort am 18. Juli 1969 auf dem neuen jüdischen Friedhof beigesetzt. Auf diesem Friedhof waren bereits Anfang der vierziger Jahre seine Eltern Moses Berberich (gestorben am 10. 2. 1940) und (...) Rosa, geb. Spiegel, bestattet worden.(4)" Anmerkungen: (1) Berberich, 1926, S. 46 (2) Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen, Bd. 1, Frankfurt 1971, S. 292 (3) Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 518, Nr. 19319 Dr. med. Berberich Joseph (geb. 20. 5. 1897), wohnhaft 295 Central Park West, New York 24, NY/USA (4) gemäß telefonischer Auskunft der Verwaltung des jüdischen Friedhofs in Frankfurt am Main, Herrn Mayer Szanckover. (...) Die hier wiedergegebene Darstellung seiner Lebensgeschichte ist dem Band "Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens", Hanau 2002, entnommen. Joseph
Berberich legte sein Abitur 1914 auf der Hohen Landesschule in Hanau
ab. Er war Kriegsfreiwilliger im Ulanenregiment Nr. 6 Hanau.
Den Namenszusatz "Johann Wolfgang Goethe" erhielt die Stiftungs-Universität Frankfurt erst ab 1932.
Ottilie Waldschmidt
wußte zu
erzählen, ihre
Cousine in New York habe ihr einmal brieflich mitgeteilt,
daß unter den Patienten ihres Mannes auch eine
prominente
deutsche Schauspielerin sei: Marlene Dietrich.
Mit den Verwandten in Marburg, ihrer Patentante Charlotte Waldschmidt (eine Schwester ihrer Mutter) und den beiden Cousinen, die seit 1911 in der ehemaligen Pfuhl'schen Wohnung am Friedrichsplatz wohnten, hielt Grete Berberich stets engen brieflichen Kontakt. Nach dem Krieg trafen ungezählte Care-Pakete am Friedrichsplatz 7 ein. An die große Wohnung im 4. Stock mit Blick über das Südviertel auf das Schloß behielt sie zeitlebens eine sehr gute Erinnerung, war sie doch der Ort ihrer frühen Kindheit und der Treffpunkt der zahlreichen Geschwister ihrer Mutter gewesen; von ungezählten fröhlichen Familienfeiern wußte Ottilie Waldschmidt zu berichten. Prof. Berberich war lange Jahre Vorsitzender der "Rudolf Virchow Medical Society in the City of New York"; zum 100. Jahrestag der Gesellschaft erschien 1961 eine Festschrift mit Beiträgen verschiedener Wissenschaftler. (Nachtrag
zum Lebenslauf von Prof. Berberich nach mündlicher
Überlieferung
und Dokumenten aus dem Nachlaß von Ottilie
Waldschmidt; von
Michael Engelbach)
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