"Mit
zwei werten Freunden und Tischgenossen, Engelbach und Weyland, beide
aus dem untern Elsaß gebürtig, begab
ich mich zu
Pferde nach Zabern, wo uns, bei schönem Wetter, der
kleine
freundliche Ort gar anmutig anlachte."
Die Angaben
zu Johann Conrad Engelbach in Goethes Erinnerungen "Dichtung
und
Wahrheit" sind äußerst spärlich,
Geburts- und
Todesdatum (1744 - 1802) bei Froitzheim erweisen sich
als
unrichtig. Eine Nachfrage im Staatsarchiv
Saarbrücken
erbrachte kein Ergebnis, weil Engelbach, obwohl seinerzeit
Hofrat
beim dortigen Grafen, in den bisher erschlossenen
Dienerlisten nicht
erscheint. Es gab keinen Anhaltspunkt dafür, wo und in
welchem Rang Engelbach im Anschluß an seine
Rückkehr
nach Saarbrücken einer Tätigkeit
nachgegangen ist. Doch
die Suche sollte
von Erfolg gekrönt sein.
ENGELBACH
Johann Conrad
*
Westhoffen, Elsaß
ca. März 1735,
Sohn von Dr. jur. Johann Conrad Engelbach, Advokat, und
Sophia Sabina Louisa Aulber, + Frankfurt am Main
23. 7. 1773
("alt 38. Jahr 4. Monat", Ordentliche wochentliche
Franckfurter Frag- und Anzeigungs-Nachrichten, Nro. LXII,
Dienstags, den 27. Julii 1773, Anhang...,
Beerdigte hierüben in Franckfurt. Freytags/den
23. dito.
S. T. Herr Johann Conrad Engelbach, J. U. L.
Hochfürstl. Nassau Saarbrückischer Rath)
Die handschriftlichen Eintragungen im Totenbuch
und der gedruckte
Text in den "Frag- und Anzeigungs-Nachrichten" stimmen nicht
nur
überein, sondern es enthalten die "Nachrichten" auch
noch
den zusätzlichen Vermerk "4. Monat", so
daß sich
das Geburtsdatum näher bestimmen läßt.
Das exakte
Geburtsdatum ist nicht mehr feststellbar, weil "die
Kirchenbücher von Westhofen 1870
in Straßburg vernichtet worden
sind" (Christian Wolff).
Über
Engelbachs
schulischen
Werdegang liegen keine Angaben vor,
vermutlich
hat er das Gymnasium in Buchsweiler absolviert.
Außer seiner
Immatrikulation
in Straßburg im Alter von immerhin 35 Jahren ist bisher
keine
frühere Einschreibung
als Student („welcher schon in hohen Semestern
gestanden haben muss“,
Froitzheim) an einer deutschsprachigen
Universität bekannt.
Die
Frage, wo er seine
juristischen Kenntnisse erworben hatte, die es ihm
ermöglichten, im Juni 1770
nach nur kurzem Aufenthalt in Straßburg seine
Lizenz in den Rechtswissenschaften zu erwerben, ist
derzeit nicht zweifelsfrei zu
beantworten. Vermutlich hat er bei seinem Vater, der als Jurist im
Verwaltungsdienst stand, "gelernt".
Einen Hinweis auf
seine beruflichen Kenntnisse könnte außerdem ein
eigenhändiges Schreiben an den Rat der Freien
Reichsstadt
Frankfurt von
1765 geben, mit dem
er sich "Ad amplissimum senatum" (...) "um gnädige
Conferierung
der vacanten Canzellistenstelle" bei der Stadt mit der
Begründung bewirbt,
daß "ich schon anderwärts als Registrator (d. h.
Archivar)
gestanden". Doch diese
Bewerbung scheint ohne Erfolg gewesen zu sein, denn
in einem weiteren Schreiben
von 1768 reicht er ein "Gesuch um Kugelung der vac.
Kanzlistenstelle"
ein.
Im Staatsarchiv
Darmstadt verwahrte Schriftstücke
weisen
darauf hin,
daß Johann Conrad ab dem Sommer 1759 als "Cabinetts
Cantzlist" in der
landgräflich hessen-darmstädtischen
Verwaltung in Buchsweiler
tätig war;
danach in Pirmasens
bis zum 18. 7. 1761, anschließend wieder in
Buchsweiler, wo er am 28. 6.
1762 schreibt, daß "ich (...) erhaltenem
Befehl ohngesäumt nach
Saarbrücken mich verfügen (muß)". Ein
weiteres Schriftstück vom
30. 6. 1762 nennt ihn
den "Registratori Engelbach von
Saarbrücken“, dessen
Gesuch um Erledigung von
ausstehender "Fruchtbesoldung", "Weingehalt" und "Holzcompetenz"
(...) "sogleich zu
befriedigen" sei.
In
einem eigenhändigen Schreiben an den Herrn
"Cammerrath" vom "20ten 9bris 1762
Saarbrücken“ bittet er
um Erledigung "meiner
Diaeten-
Rechnung". Ein
Rentkammerprotokoll
vom 7. 12. 1762 nennt ihn den "nunmehrigen Cammerregistrator
zu Saarbrücken
Engelbach".
Nachdem
er 1765 ein Gesuch um
Aufnahme in die Bürgerschaft eingereicht
hatte, konnte Johann Conrad am 3. 1. 1766 in Frankfurt den
Bürgereid ablegen.
Als
er sich am 12. 5. 1770 als stud.
jur. in die Straßburger Matrikel
einschrieb, tat er
dies als Hofrat in Diensten
der Grafschaft Nassau-Saarbrücken
("Consiliarius
Serenissimi Principis
Saaraepontani)" mit Sitz in Frankfurt. Er
war neben Lerse (mit
diesem weitläufig verwandt) und Weyland
Goethes Tischgenosse in der Pension
der
Schwestern Lauth in
der Knoblauchgasse 6.
Durch seinen Eintrag
vom 9. 6. 1770 war er cand. jur. und
legte am
13. 6. 1770 mit seiner „Dissertatio
inauguralis
juridica de fidejussore“ das
Examen ab. Er beendete sein
Studium
als lic. jur. am 19. 6. 1770.
Im
Anschluß an seine Rückkehr nach Saarbrücken
in Begleitung von Goethe und
Weyland (siehe Goethe, Dichtung und Wahrheit) erscheint er wieder in
Frankfurt,
wo er als erster für diesen Jahrgang am 5.
1. 1771 im Verzeichnis
der Frankfurter Advokaten eingetragen ist.
Im Frankfurter
Stadt-Calender für die Jahre 1771 bis 1773 steht er mit dem
Zusatz
"J.U.L." neben Johann Wolfgang Goethe auf der Liste
der
"Advocati
Ordinarii Jurati", mit Johann Caspar Goethe,
dem Vater, auf
der Liste der Räte
und
Residenten (Diplomaten).
Der Eintrag im Totenbuch nennt
ihn "Barckhausischer Hofmeister". Heinrich Carl von
Barckhaus,
genannt von Wiesenhütten, war
"Hochfürstlich Hessen-Darmstädtischer
geheimer Rat und Creis-Gesandter" und eine
einflußreiche
Persönlichkeit in der Stadt. Ihm hatte es Johann
Conrad
vermutlich auch zu
verdanken, daß er nicht nur Zugang zur
"Hochadeligen
Gesellschaft des
Hauses Alten-Limpurg" hatte, sondern sogar deren "Cassirer"
war.
Zwei Monate nach
dem
Examen heiratete er am 22. 8. 1770 in Frankfurt
Sophia
Dorothea, geb. Wenck,
die Witwe des Johann Friedrich Fries, "Chur
Pfältzischer Commercien
Secretarius, Bürger und Handelsmann allhier".
Seine
Witwe, die am 24.
8. 1778 im Alter von 48 Jahren starb, vererbte in ihrem
vier Wochen zuvor
errichteten Testament ihr in der „Großen
Gallengasse“ neben dem Gasthaus
„Weißes Roß“ gelegenes Wohnhaus
(im fünften Quartier,
„Litera
E“, siehe Fotos rechts oben) an ihren
Bruder Friedrich Ludwig Wenck, Geldbeträge von je
500 Gulden an drei Schwestern
ihres verstorbenen Mannes, 1.000 Gulden an die
vierte Schwester, Maria
Magdalena, die Witwe des Pfarrers Lange, und ihre
minderjährigen Kinder
(insgesamt 2500 Gulden). Die Tochter Caroline
Luise Lange-Engelbach sollte später in
Berlin, wo sie
bei Hofe als Kammerzofe in Stellung war,
den Bildnismaler Friedrich
Wilhelm Reuter heiraten; beide sind Urgroßeltern
von Ernst Reuter,
dem ehemaligen Bürgermeister (1948-1950) und
Regierenden Bürgermeister von
Berlin (1950-1953).
Heute erhebt sich
am
ehemaligen Standort des "Weißen
Roß" und des Engelbach'schen Hauses, nach dem
Eingang vom Roßmarkt zur Großen
Gallusstraße, am Rande der ehemaligen
Altstadt, ein
anthrazitfarbener Turm der Deutschen Bank (siehe
rechts oben, in der Bildmitte), im Anschluß
daran das Bankenviertel mit u. a. dem
Turm
der Europäischen
Zentralbank (EZB).
Quellen
und
Bibliographie:
Institut
für
Stadtgeschichte (ISG), Frankfurt am Main,
Bestand:
Ratssupplikationen 1765, Bde I und V, 1768, Bd. 3;
Frankfurter
Stadt-Calender 1771-1773;
Häuserverzeichnis
1761;
Bürgerbuch
1766;
Traubuch
1770;
Totenbuch
1773, 1778;
Akten
des
Reichskammergerichts (RKG), Frankfurter Bestand,
330 (E
29/1354), 573-575, 1779 – 1787
(Sophia Dorothea Engelbach,
geb. Wenck)
Hessisches Staatsarchiv
Darmstadt (HStAD),
Bestand:
D8, 258/4,
Kabinetts- und Hofsekretäre, etc., 1741-1818
Ordentliche
wochentliche Franckfurter Frag- und Anzeigungs-Nachrichten,
Nro. LXII, 27. Julii 1773
Johann
Wolfgang von
Goethe, Sämtliche
Werke, Bd. 10, Dichtung und
Wahrheit,
Zürich 1977, p. 455 ff.;
Gustav
Knod, Die alten Matrikeln der Universität Strassburg
1721-1792,
1897-1902, Bd. 1, p. 86, Bd. 2, p. 448 u. 631;
Johann Froitzheim, Zu Strassburgs Sturm- und Drangperiode
1770-1776,
Strassburg 1888;
Hans Lohne, Frankfurt um 1850, Frankfurt 1976;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, 34 a.- Fred Schwind,
Frankfurt vom
frühen Mittelalter bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts, Marburg 1978;
Fried Lübbecke, Das Antlitz der Stadt: nach
Frankfurts
Plänen von Faber, Merian, Delkeskamp, Frankfurt
1983;
Barbara Dölemeyer, Frankfurter Juristen im
17. und 18. Jahrhundert,
Frankfurt am Main 1993;
dies.,
Juristen und
Patriziat im alten Frankfurt, in: Archiv für Frankfurts
Geschichte und Kunst (AFGK), Bd. 68, Frankfurt am Main 2002,
S.
217 ff;
Hans
Körner u. Andreas Hansert, Frankfurter Patrizier:
historisch-genealogisches
Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg
zu
Frankfurt am Main, Neustadt an der Aisch 2003
ENGELBACH
Jean Conrad
administrateur,
(Pl) (* Westhoffen vers 1735, +
Francfort-sur-le-Main 23.7.1773). Fils de Jean Conrad
Engelbach © 5 et de Sophie
Sabine Aulber. oo
à Francfort le
22.8.1770 Sophia
Dorothea Wenck, veuve de
Johann Friedrich Fries, négociant et
conseiller de
commerce (Commerzienrat) de l’Electeur
Palatin. Etudes secondaires probablement à
Bouxwiller. Formation ultérieure
inconnue. "Cabinetts Cantzlist" à
la
Régence des Hesse-Darmstadt de
Bouxwiller en 1759,
puis à celle de Pirmasens,
Palatinat, jusqu’en 1761. Il était de
retour à Bouxwiller lorsqu’en 1762 il fut
engagé comme archiviste (Cammerregistrator)
à la
Régence princière de Sarrebruck. En
1765, il
postula en vain un emploi à
la chancellerie de Francfort, ce pour quoi il s’y
fit admettre à la bourgeoisie
le 3 janvier 1766. Le 12.5.1770, il s’inscrivit
à
la Faculté de Droit de
Strasbourg comme conseiller aulique (Hofrat) du
comte de Nassau-Sarrebruck à Francfort et devint
l’ami et le
commensal des étudiants J.W. Goethe ©, Christian Lersé
©, son cousin éloigné, et
Frédéric Léopold Weyland,
futur médecin, à la pension des
Demoiselles Lauth, 6
rue de l’Ail. Dès le 13 juin
suivant, il soutint sa thèse de licence
"Dissertatio
inauguralis juridica de
fidejussore" et obtint le grade le 19. Après son
retour
à Sarrebruck, en
compagnie de Goethe et de Weyland, il regagna Francfort en
1771 où il figure
sur la liste des avocats-jurés, aux
côtés de Goethe, et sur la liste des
conseillers
et résidents (diplomates), aux
côtés du
père de celui-ci. Par la suite, on le
trouve chambellan de Heinrich Carl von Barckhaus dit von
Wiesenhütten intime et
délégué
de Cercle
du landgrave de Hesse-Darmstadt,
personnalité influente de la ville.
Grâce
à lui, sans doute, il put entrer
comme trésorier (Cassirer) de la très
réputée et fermée
Société noble Haus
Alten-Limpurg de Francfort.
Sa nièce Caroline
Luise Lange-Engelbach, épouse de
Friedrich Wilhelm Reuter, est la bisaïeule
d’Ernst Reuter, maire de Berlin de
1948 à 1953.
Institut für Stadtgeschichte
Frankfurt: Ratssupplikationen 1765, t. 1 et 5, 1768, t. 3;
Reichskammergericht,
Frankfurter Bestand, 330 (E 29/1354), 573-575, 1779-1787
(sur sa femme),
Frankfurter Stadt-Calender 1771-1773,
Häuserverzeichnis 1761, Bürgerbuch 1766,
Traubuch 1770, Totenbuch 1773, 1778; Hessisches Staatsarchiv
Darmstadt: D 8,
Kabinetts- und Hofsekretäre, etc., 1741-1818; J. W.
von Goethe, Sämtliche Werke,
t.10, Dichtung und Wahrheit, Zurich, 1977, p. 455
et
suivantes;
J. Froitzheim, Zu
Strassburgs Sturm- und Drangperiode 1770-1776, Strasbourg,
1888; G. Knod, Die
alten Matrikeln der Universität
Strassburg 1721-1792, 1897-1902, t. 1, p. 86, t. 2, p. 448 et
631; B. Dölemeyer, Frankfurter
Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, Francfort, 1993
Michael
Engelbach, dans:
"Nouveau dictionnaire de biographie
alsacienne, no 48
supplément U-Z,
Strasbourg 2007"
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