Satire-Forum der
Alten Marburger Schule



Jürgen Maruhn
 
Doktor Freud ermahnt den Datterich
 
Herr Datterich, Herr Datterich,
bei Ihnen fehlt das Über-Ich.
Sie folgen stur dem Lustprinzip,
Sie stets betrunkner Tagedieb.
Mehr Disziplin, Herr Datterich,
sonst hamse bald den Tatterich! *


* In seinem Schreiben vom 11. November 1895 an seinen
Berliner Freund und Kollegen Wilhelm Fließ bemerkt Freud:
Lieber Wilhelm, Anfang April suchte ein gewisser Herr Datterich aus Darmstadt
meine Praxis in der Berggasse auf. Der Patient fiel mir gleich bei der ersten Sitzung
dadurch unangenehm auf, dass er sich schon nach einer halben Stunde von
der Couch erhob und sich mit der Bemerkung absentierte, er müsse jetzt dringend
"einen Schoppen petzen" gehen. Die analytische Arbeit mit Schwerstalkoholikern
 gestaltet sich, wie Du siehst, ungemein schwierig. Sollte eines Tages eine
Werkausgabe meiner Schriften erscheinen, so muss "Der Fall Datterich" unbedingt
verschwiegen bzw. verdrängt werden. Zum Schluss will ich, mein lieber Wilhelm,
 noch anmerken, dass mir Herr Datterich das Honorar für sieben Sitzungen bis
heute schuldig geblieben ist.

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